Es gibt zwei Formen von Krebs in der Leber: Entweder als Krebsgeschwür, das seinen Anfang in der Leber nimmt (primärer Leberkrebs) oder als Lebermetastasen. Hierbei handelt es sich um Tochtergeschwülste eines Tumors, der seinen Ursprung in anderen Organen des Körpers hat (sekundärer Leberkrebs). Im folgenden wird es um den primären Leberkrebs gehen. Bei Leberkrebs handelt es sich meist um Leberzellkrebs, auch hepatozelluläres Karzinom oder Leberzellkarzinom genannt.
Zellen können sich durch Zellteilung vermehren. Krebs entsteht dadurch, dass sich die Erbinformation in den betroffenen Zellen verändert, was dazu führt, dass sich die bösartigen Zellen unkontrolliert und ungebremst vermehren und ausbreiten. Aus diesen bösartigen Zellen kann eine Geschwulst, ein bösartiger Tumor entstehen. Es gibt auch gutartige Tumoren, in diesen Fällen spricht man nicht von Krebs.
Leberkrebs gehört mit rund 8.600 Neuerkrankungen in Deutschland jährlich zu den selteneren Krebsarten, zählt aber wegen den relativ schlechten Heilungschancen zu den zehn häufigsten Todesursachen aufgrund einer Krebserkrankung. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Leberkrebs liegt jedes Jahr fast genauso hoch wie die Anzahl der Neuerkrankungen. Durchschnittlich beträgt das Alter zum Zeitpunkt der Erkrankung bei Männern 71 Jahre, bei Frauen 74 Jahre. In lediglich rund vier Prozent der Fälle tritt Leberkrebs bei Menschen auf, die jünger sind als 45 Jahre. Die relative Überlebensrate nach fünf Jahren beträgt 15 Prozent bei Männern bzw. 14 Prozent bei Frauen. Nach zehn Jahren liegt die relative Überlebensrate von Männern bei 10 Prozent und von Frauen bei 11 Prozent. Die relative Überlebensrate setzt die Zahl der Überlebenden mit einer Krebserkrankung in Relation zur Allgemeinbevölkerung.
Leberkrebs gilt mit weltweit knapp 780.000 neuen Fällen jährlich als fünfthäufigste Krebserkrankung. Außerdem ist Leberkrebs mit ca. 750.000 Todesfällen 2012 die zweithäufigste Todesursache durch Tumoren. Es gibt Länder in Südostasien und Afrika, in denen Leberkrebs besonders häufig auftritt, wahrscheinlich weil hier Infektionen mit Hepatitis weiter verbreitet sind. Hepatitis-Infektionen gehören neben einer Leberzirrhose zu den größten Risikofaktoren für Leberkrebs. Bei einer Leberzirrhose spricht man auch von einer Schrumpfleber, weil eine Leberzirrhose zu einer unumkehrbaren Schädigung des gesundes Lebergewebes führt und die Leber in der Folge schrumpft.
In den Industriestaaten (in vielen Ländern Europas, vor allem Deutschland, und den USA) nehmen die Fälle von Leberkrebs statistisch gesehen zu: Bei Männern und Frauen hat sich die Zahl der Neuerkrankungen mittlerweile verdoppelt. Zu den Gründen zählen unter anderem eine steigende Verbreitung von Hepatitis und die steigende Häufigkeit von Leberzirrhosen. Auch die zunehmende Tendenz von Adipositas und Diabetes Typ 2 wird als mögliche Ursache für die Verbreitung von Leberkrebs gesehen. Männer sind zwei- bis dreimal öfter von Leberkrebs betroffen als Frauen.
Krebs verbreitet sich im Körper auch dadurch, dass Tumoren bösartige Zellen abgeben und diese dann über die Lymphbahnen oder den Blutkreislauf in andere Körperbereiche transportiert werden. Dort können sie sich niederlassen und neues Krebswachstum erzeugen. Man spricht in diesem Fall von Tochtergeschwülsten, sogenannten Metastasen. Es gibt unterschiedliche Krebsarten, die zu Lebermetastasen führen können, z. B. Brustkrebs, Magenkrebs und Darmkrebs. Mediziner sprechen in diesem Fall von einem fortgeschrittenen Stadium der Krebserkrankung. Manchmal ist es nicht möglich, festzustellen, welcher Ausgangstumor hinter dem Wachstum von Lebermetastasen steckt. Man spricht hier von Krebs unklaren Ursprungs oder Cancer of unknown primary (CUP-Syndrom).
Beim primären Leberkrebs handelt es sich in der überwiegenden Zahl der Fälle um ein hepatozelluläres Karzinom (HCC), also Leberkrebs, der in den Zellen der Leber entsteht. Daher wird diese Form von Leberkrebs auch als Leberzellkrebs oder Leberzellkarzinom bezeichnet. Es gibt aber auch das seltenere cholangiozelluläre Karzinom (CCC), das seinen Ursprung in den Gallengängen nimmt und dann in die Leber vordringt. Auch in den Blutgefäßen der Leber kann Krebs entstehen. Dann handelt es sich um ein sogenanntes Angiosarkom. Welche Form von Leberkrebs vorliegt, kann in der Regel nur eine Gewebeprobe aus der Leber klären, die der Arzt entnimmt (Biopsie). Im fortgeschrittenem Stadium kann Leberkrebs Metastasen verursachen, meist in den Knochen oder in der Lunge.
Fedor Singer